FRAGEN ZUR KOMMUNE
ÜBER UNS
Das ungekürzte Interview mit der Rhön- und Saalepost
WIEVIEL VERKEHR IST HERSCHFELD ZUMUTBAR?
Ist das verkehrsentlastende Bauvorhaben eine wirkliche Entlastung?
DIE VERKEHRSSITUATION IN HERSCHFELD IST IN BAD NEUSTADT DERZEIT EINES DER MEIST DISKUTIERTEN THEMEN. WIE WOLLEN SIE DAS PROBLEM ANGEHEN?
Es sollten in diesem Zusammenhang erst einmal keine Denkverbote gelten.
- Vorstellbar ist die Entlastung des Kerndorfes durch ein ausgeklügeltes Einbahnstraßensystem, mit dem man den Verkehrsfluss lenken könnte. Auch ist hier eine Einbahnstraßenregelung denkbar, die Besucher des Campus über die NES20 zurück nach Bad Neustadt führt, so dass sie nicht „von oben“ wieder durch Herschfeld fahren können.
- Wichtig wäre vor allem, den Zubringerverkehr zum Campus, der aus der Rhön (zum einen aus Richtung Wollbach, zum anderen aus Richtung Bischofsheim) in Richtung Campus fährt, über die Umgehung/Autobahnzubringer und die NES20 zu lotsen. Hier ist auch die Umfahrung von Brendlorenzen ein wichtiges Thema, da viele Autofahrer durch Lorenzen, Brend, über die BayWa-Kreuzung in Richtung Herschfeld fahren. Bringt man den Autofahrer dazu, die Umfahrung von Brendlorenzen zu nutzen, hat man ihn beinahe schon auf dem Autobahnzubringer und dann auf der NES20.
- Denkbar wäre auch grundsätzlich eine Schranke am Ortsausgang Herschfeld im Bereich der Einmündung zur von-Guttenberg-Straße, die nur von Rettungskräften bedient werden kann. Dies hätte zur Folge, dass Besucher des Campus grundsätzlich die NES20 benutzen müssten. Dass so etwas funktionieren kann, hat bereits die Schranke von Mühlbach nach Dürrnhof gezeigt.
- In den 1980er Jahren wurde eine Ortsumgehung von Neustadt kommend beim Fischerhaus links um Herschfeld herum (heutiger Hiruzweg) diskutiert. Inwieweit eine derartige Baumaßnahme dazu führt, dass die Bewohner des Wohngebietes am Kreuzbergring/Thüringer Straße diese Umfahrung nutzen würden und damit das Kerndorf entlasten, bleibt meiner Ansicht nach jedoch fraglich. Zudem sehe ich neben den hohen Baukosten auch einen mitunter unverhältnismäßig großen Eingriff in die Natur der Saalewiese. Dieser Vorschlag resultiert aus Gesprächen mit ortsansässigen Bürgern.
FRONHOF = WOHNHOF? - MUSEUMSHOF? - KULTURHOF?
Was wird aus dem Frohnhof?
WAS HAT FÜR SIE VORRANG, DIE AUSWEISUNG NEUER BAUGEBIETE ODER DIE BEBAUUNG VON LEERSTÄNDEN?
Beides muss miteinander einhergehen. Die Stadt Bad Neustadt hat von Unternehmensseite her einiges zu bieten. Dies zieht entsprechend Arbeitskräfte mit unterschiedlichem Lohnniveau an.
- Jungen Familien, die sich in Bad Neustadt eine Existenz aufbauen möchten, muss die Möglichkeit geboten werden, sich dauerhaft hier niederzulassen. Dies funktioniert nur, wenn man ein entsprechendes Angebot an Bauplätzen vorhält und den jungen Familien auch die Möglichkeit gibt, sich nach ihren eigenen Vorstellungen zu entfalten.
- Gleichzeitig kann die Stadt Anreize schaffen, damit Familien bestehende Leerstände erwerben und in Wohneigentum umwandeln. Ein sinnvolles Beispiel sind die Architektengutscheine der NES-Allianz. Die Stadt könnte beispielsweise an den Erwerb eines Leerstandes die Zusicherung für einen Kindergarten- bzw. Hortplatz im entsprechenden Ortsteil (so es dort eine entsprechende Einrichtung gibt) knüpfen, könnte durch die Städtische Gärtnerei Tipps für das Anlegen von heimischen Gärten geben (evtl. Seminare), … . Hier darf man in anderen Kommunen durchaus mal schauen, was dort bereits schon gut läuft.
- Extrem wichtig ist aber auch die Schaffung von bezahlbarem und familienfreundlichem Wohnraum, der gemietet werden kann. Hier hat Bad Neustadt in der Stadtentwicklung Ausbaubedarf. Zum einen kommen zahlreiche Arbeitnehmer nach Bad Neustadt, deren berufliches Engagement nur auf einen Zeitraum von fünf Jahren plus X angelegt ist, die sich also nicht in Bad Neustadt niederlassen wollen. Die einen stehen bereits fest im Berufsleben, andere am Anfang ihrer beruflichen Karriere und wieder andere suchen vielleicht als junges Paar eine erste gemeinsame Bleibe. Alle haben sicherlich unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten. Hier muss die Stadt Bad Neustadt ansetzen, entsprechend im Bereich der Innenstadt bzw. Kernstadt Anreize schaffen, dass hier Mietwohnraum geschaffen werden kann. Vor allem das ehemalige Krankenhausgelände, als auch die westliche Außenstadt an sich bieten sich hier an. Interessanter und durchaus wichtiger Nebeneffekt: Die Nähe zur Innenstadt kann dann auch zu einer Belebung des Zentrums führen.
- Innenstadtquartiere – innerhalb der Stadtmauern stehen viele Gebäude leer. Ähnlich dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses gilt es hier, durch konsequentes Leerstandmanagement Wohnraum innerhalb der Stadtmauern zu schaffen, wobei hier natürlich auch Anwohnerparkraum geschaffen werden müsste. Eventuell ließen sich hier auch Teile des Fronhofes/alten Gefängnisses mit einplanen.
JUGEND SUCHT FREIZEITGESTALTUNG
Wo geht man als Jugendlicher hin in Bad Neustadt, wenn man keine Schule hat?
VIELE JUGENDLICHE MONIEREN MANGELNDE ANGEBOTE FÜR IHRE ALTERSGRUPPE. WIE IST IHRE HALTUNG DAZU?
Stimmt. Im Vergleich zu vor 30 Jahren ist in Bad Neustadt aus meiner Sicht im Bereich für Jugendliche inzwischen der sprichwörtliche „Hund begraben“. Zwar haben wir mit den vielen Vereinen ein breites Angebot für die kindliche und jugendliche Zielgruppe – sei es Musik, Sport oder das, was die Neuschter Kirchen im Bereich der Jugendarbeit leisten. Das alleine macht aber noch keine aktive Jugendarbeit aus und bildet auch nur einen Teil eines interessanten Angebotes für Jugendliche oder junge Erwachsene ab.
Ein zartes Pflänzchen ist derzeit beispielsweise die Initiative für Jugend und Jugendkultur (Initiative for youth & youth culture e.V.) im Jugendzentrum, die mit ihren vielen Konzerten, ihrem Sommerfestival, Kunstvernissagen und anderen Veranstaltungen einen wichtigen Baustein darstellen.
Doch das allein ist nicht genug, denn nur, wer in Bad Neustadt eine glückliche Jugend erlebt, der wird sich später dann mit 30 oder 40 Jahren Gedanken machen, ob er wieder nach Ausbildung oder Studium zurück nach Bad Neustadt kommt oder wegbleibt, weil das Freizeitangebot unattraktiv ist (und sich so dann eventuell auch nicht mehr um seine Eltern in hohem Alter kümmert).
Daher braucht die Stadt ein Jugendparlament, das sich aus Schülerinnen und Schülern der hiesigen Bildungseinrichtungen zusammensetzt. Die müssen sagen, was sie wollen. Und vor allem muss dann der Stadtrat auch zuhören und nicht gleich sagen, das sei nicht umsetzbar. Das ist natürlich Kernerarbeit, denn Jugendliche können mitunter anstrengend sein, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Aber wenn man die Stadt in diesem Bereich weiterentwickeln will, ist das durchaus den Aufwand wert. Und: Der halbe Landkreis geht in Neustadt in die Schule, das steigert dann auch noch die Attraktivität der Stadt!
Weitere Ansatzpunkte wären vielleicht auch der Bau eines Indoorspielplatzes oder der Kontakt zu Betreibern von landwirtschaftlich thematisierten Vergnügungsparks wie „Karls Erlebnis-Dorf“ (Wer es nicht kennt, einfach mal googeln!).
JUNGE FAMILIE SUCHT BEZAHLBAREN WOHNRAUM
Wo gibt es familienfreundlichen Wohnraum für junge Famlien?
WELCHE GROßEN BAUPROJEKTE STEHEN IHRER MEINUNG NACH IN DER ZUKUNFT AN. WELCHE ROLLE SPIELEN DABEI FÜR SIE DAS EHEMALIGE KREISKRANKENHAUS-AREAL UND DIE PLÄNE FÜR EINE SEILBAHN?
Ein wichtiger Teil ist der Ausbau bzw. die Schaffung von Stadtteilzentren. In vielen Stadtteilen hat sich durch den demografischen Wandel einiges auch in Hinsicht auf die „Kneipenkultur“ geändert. Ganz extrem ist das auffällig in Brendlorenzen, wo durch den Abriss des Karmeliterhofes eine soziale und kulturelle Einrichtung weggefallen ist. Hier ist es wichtig, der Bevölkerung wieder einen Anlaufpunkt zu schaffen, ähnlich dem Stadtsaal in der Gartenstadt, dem Gemeindehaus in Mühlbach oder dem Schützenhaus in Herschfeld. Eine Weiterentwicklung des Feuerwehrhauses wäre hier sicherlich eine Option. Schön wäre es natürlich, wenn da dann auch noch ein durchgängiger Restaurantbetrieb im Zentrum von Brendlorenzen entstehen könnte.
Das Krankenhaus-Areal in der westlichen Außenstadt ist mit Sicherheit derzeit das Filet-Stück für städtebauliche Weiterentwicklung. Wenn es gelänge, auf diesem Areal 100 bis 150 Wohnungen in einer bezahlbaren Mietpreislage zu schaffen, würde das nicht nur die angespannte Wohnraumsituation entspannen, sondern auch der Innenstadt einen entsprechenden Anschub geben.
Zudem könnte sich dies auch noch auf ein Projekt Seilbahn auswirken, da dann eventuell Arbeitnehmer des Campus von hier aus mit der Bahn zur Arbeit auf den Berg kämen. Somit wäre die Seilbahn auch Teil des ÖPNV. Eine Seilbahn allein aus dem Grund, weil man eine Seilbahn als Attraktion haben will, halte ich aus Kostengründen für nicht nachhaltig genug.
Für alle diese Objekte muss man sich der Tatsache bewusst werden, dass Bad Neustadt zusammen mit Bad Kissingen Oberzentrum ist und sich in der Regel dadurch entsprechend erweiterte Fördermöglichkeiten ergeben.